Werner Pokorny (*1949)

Turm VI, 2016
Turm VII, 2013

Cortenstahl
Banhofsvorplatz, Verkehrskreisel

Werner Pokorny, geboren 1949 in Mosbach, in Karlsruhe-Ettlingen lebend und arbeitend, ist einer der bedeutendsten und interessantesten deutschen Bildhauer aus dem Südwesten. Sowohl mit seinen Holzskulpturen als auch mit seinen Plastiken aus Stahl leistet er wesentliche Beiträge zur Weiterentwicklung und Neudefinition der Plastik in unserer Zeit. 

Sein Gesamtwerk weist zahlreiche Großplastiken für den öffentlichen Raum auf. Sowohl die Fachwelt wie das Publikum schätzen seine unverwechselbaren, markanten Stahlplastiken auf Plätzen, Kreiseln und vor Gebäuden, in Parks und auf Rasenflächen, die er sowohl für die öffentliche Hand, als auch für renommierte Unternehmen gestaltet hat.

Das Haus-Motiv: Verdichtung und Dynamisierung

Seit den 1980er Jahren konzentriert sich der Bildhauer auf wenige, leitmotivisch sein gesamtes Schaffen durchziehende, archetypische Formen. Vor allem aber eine Form ist längst das zentrale Motiv seines gesamten Werks geworden ist: das Haus. Dabei reicht die Spannbreite des Haus-Motivs vom massiven dreidimensionalen Kubus mit Satteldach über offene, durch zwei Seitenwände und einen Giebel bestimmte, torähnliche Durchgangsformen bis hin zu linear, fast zweidimensional gestalteten, konturierenden Kürzeln, die den Gegenstand nur mehr in den Raum einschreiben. Werner Pokorny misst also die ganze Bandbreite des Motivs aus: von der festen, kompakten Gestalt bis zum angedeuteten Zeichen.

Die Haus-Form als zeitloses Zeichen verweist auf vertraute Ursprünge unserer eigenen menschlichen Existenz und Zivilisation. Das Haus ist uns Chiffre: Wir sehen darin unser Bewahrt- und Behütetseins vor äußeren Unbilden. Es ist aber auch das Zeichen für die Notwendigkeit solcher Zuflucht, mithin für die Gefährdung unserer Existenz.

Dynamische Formen für einen dynamischen Stadtraum: Turm VI und Turm VII auf den Kreiseln des Bahnhofsvorplatzes

Als gestaltete Form zum einen, als signifikantes Zeichen zum anderen – fügen sich Pokornys Stahlplastiken mühelos in den am Singener Bahnhofsplatz gegebenen, städtischen Kontext ein und treten mit uns, den Betrachtern, in einen offenen Dialog. Der Zeitgenosse Pokorny rechnet mit einem modernen, mobilen Passanten, der die Räume nicht nur zu Fuß, sondern auch mobil durchmisst und sich von seinen energetisch aufgeladenen, im Raum gestapelten und sich drehenden Plastik aktivieren lässt. Dem Passanten sinnliche Erlebnisse zu bieten – darauf richtet Werner Pokorny einen wesentlichen Teil seines bildnerischen Schaffens im Außenraum aus.

Die Setzung der beiden Stahlplastiken auf den verkehrstechnisch bedingt erhöhten „Sockeln“ der beiden Verkehrskreisel auf dem Bahnhofsvorplatz ist geradezu ideal. Sie schafft den klug austarierten, gestapelten, leuchtturmhaft aufschießenden und um die eigenen Achsen sich drehenden, damit allseitig ansichtigen Plastiken eine Art „Bühne“, auf denen sie sich wirkungsvoll im Außenraum entfalten. Die beiden Plastiken sind sich ähnlich; bleiben aufeinander bezogen – damit sind sie geeignet, die Kreisel an den beiden entgegengesetzten Enden des Bahnhofplatzes miteinander zu verklammern. Das universal verständliche Haus-Motiv fügt die beiden Turm- Plastiken schlüssig in den Stadtraum ein.

Text und Redaktion: Kunstmuseum Singen


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