Olaf Metzel (*1952)

Ballannahme, 2000

Metall, verzinkt
Höhe ca. 350 cm
Galerie Vayhinger
25

Der aus Berlin stammende und in München lebende Olaf Metzel zählt zu den wichtigsten Vertretern zeitgenössischer Skulptur in Deutschland. Im Rahmen des Kunstprojektes zur Landesgartenschau konzipierte er für das Parkgelände die temporäre Installation „Ballannahme“.

Ballannahme - Eine Einladung zur Interaktion für Jung und Alt

Dem Besucher der Landesgartenschau begegnete eine über drei Meter hohe Metallkonstruktion in Gestalt einer monumentalen Etagére, auf deren vier Ebenen mehrere Halte- und Fangvorrichtungen für Bälle unterschiedlicher Art und Größe montiert waren. Nach dem Willen des Künstlers sollten an dieser „Ballstation“ (Metzel) gemäß dem Prinzip einer Stafette Bälle von Bürgerhand gespendet, deponiert und getauscht werden, sollte der vom Rundgang über das Gelände ermüdete Betrachter zur Interaktion im Sinne von Spiel, Spaß und Sport animiert werden. Die unterschiedlich hohen Etagen sprachen verschiedene Altersgruppen an. Der assoziationsreiche Werktitel ist der Terminologie des Fußballs entnommen und darf sowohl im Sinne von Zuspiel als auch Kontrolle, Mitnahme und Weitergabe verstanden werden.

Bezug zu öffentlichen Parkanlagen als stadtnahe Freizeiträume

Metzels installative, ortsbezogene Skulptur nahm allein schon durch ihre bewusste, selbstverständlich wirkende Positionierung unmittelbaren Bezug auf die tradierte Funktion öffentlicher Parkanlagen als stadtnahe Erholungs- und Freizeiträume, in denen Spielstätten und Sportgeräte nichts ungewöhnliches darstellen. Trotz des beinahe volkstümlichen Stimmungscharakters, den das Objekt ausstrahlte, erschien es am Aufstellungsort seltsam deplaziert und mutete wie ein zufällig abgestellter Fremdkörper an.

Ironischer Blick auf die Alltags- und Freizeitkuktur der modernen Menschen

Wie in seinem übrigen Schaffen, in dem meist gesellschaftspolitische Sujets wie Arbeitslosigkeit, Freizeitverhalten, Ausländerhass, Fußball, Fernsehen, Mode oder Autofahren behandelt werden, intervenierte Metzel auch mit der Singener Arbeit provokativ und subversiv, ironisch und zeichenhaft in den öffentlichen Kontext der Landesgartenschau und thematisierte ambivalente Aspekte aus der Alltags- und Freizeitkultur des modernen Menschen.

Mit seiner „Ballannahme“ agierte Metzel in charakteristischer Manier an der spannungsvollen Schnittstelle zwischen autonomer Freiplastik, funktionsbedingtem Gebrauchsgegenstand und situativer Installation. Ein alltäglicher Gegenstand, üblicherweise zur Aufbewahrung von Obst und Gemüse dienend, wurde im Maßstab irritierend verfremdet, geradezu grotesk überhöht und in einen neuen, ungewöhnlichen Funktionszusammenhang gebracht.

Überdimensionierter Alltagsgegenstand verwandelt den Ort

Die gezielte Überdimensionierung banaler Alltagsdinge und deren Positionierung als skulpturales Gebilde im öffentlichen Raum rückt Metzels Singener Arbeit in die Nähe zu den monumentalen Freiplastiken des amerikanischen Objektkünstlers Claes Oldenburg (geb. 1929). Das Moment der kühnen Überproportionierung steigert den einfachen Gegenstand ins Denkmalhafte und verleiht zugleich dem Ort der Aufstellung eine gewandelte Bedeutung. Im Falle der „Ballannahme“ erklärte die Installation die Freifläche inmitten der Landesgartenschau und vor der Naturkulisse des Hohentwiel unversehens zur Spielwiese für Jung und Alt.

Text und Redaktion: Kunstmuseum Singen

 


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