Joachim Schweikart (geb. 1958)

o.T., 1996

Muschelkalk
950 x 110 x 100 cm
Steißlinger Straße / Georg-Fischer-Straße
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Der Singener Künstler Joachim Schweikart zählt zu den Hauptvertretern ungegenständlicher Steinbildhauerei im Bodenseeraum. Seine hochaufragende, pfeilerartige Stele aus burgundischem Muschelkalk erhebt sich seit 1996 im weiten Rund der Verkehrsinsel der Steißlinger Straße. Die monumentale, knapp 10 m hohe Steinskulptur besteht aus zwei übereinandergefügten Blöcken und erinnert formal an einen Obelisken.

Thema der Arbeit ist das kontrastreiche Wechselspiel von natürlichem Material und bearbeiteter Oberfläche, zwischen unbehauener Naturform und gestalteter Kunstform sowie der Gegensatz von strengem, kantigen Äußeren und expressivem Inneren. Während eine Seite der Stele durch eine unbearbeitete, grobe Oberfläche gekennzeichnet ist, präsentiert sich die andere als bildhauerisch bearbeitete Außenhaut, die den handwerklichen Arbeits- und künstlerischen Formfindungsprozess sichtbar werden lässt. Beide Partien werden über die gesamte Höhe von einer schmalen, wenig eingetieften Fuge vertikal durchzogen, die sich an mehreren Stellen zu starken Vertiefungen, Durchbrüchen und Öffnungen weitet. Es entsteht der Eindruck eines massiven, mit gewaltigem Schlag ausgeführten Eingriffs, der unregelmäßig herausgesprengte Bruchstellen hinterlässt und an eine gewaltige Wunde erinnert. Zugleich erhält die wuchtige Starre der Stele durch Schweikarts kraftvolle Formgebung eine lebhafte Bewegung und Offenheit. So gewähren die organisch anmutenden Öffnungen Durchblicke, die eine imaginäre Sichtachse entlang der vielbefahrenen Ost-West-Verbindungsstraße in der Singener Südstadt bilden.

Im klassischen Sinne von Bildhauerei und der traditionellen Methode der Steinbearbeitung folgend, dokumentiert Schweikart die direkte schöpferische Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Widerstand des harten Materials. Ohne inhaltliche Intention bestimmt allein die Reduktion auf die wesentlichen physischen Qualitäten des zu gestaltenden Werkstoffes Ausdruck und Wirkung der Freiplastik.

Die Arbeit befindet sich im Besitz der Südwestdeutschen Kunststiftung GmbH.

Text und Redaktion: Kunstmuseum Singen


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