Hans Kindermann (1911-1997)

o.T. (Figurengruppe), 1953

Muschelkalk
312 x 100 x 120 cm
Gewerbeschule
18
 

Der von 1957 bis 1971 an der Karlsruher Kunstakademie als Lehrer und Direktor tätige Bildhauer Hans Kindermann gilt als ein führender Hauptvertreter figürlicher Plastik nach 1945 im deutschen Südwesten. Seine freistehende Figurengruppe aus grobem Muschelkalk vor der Gewerbeschule war ursprünglich als Bauplastik für die Gebäudeecke des neuen Singener Arbeitsamtes vorgesehen.

Schemenhaft stilisiert und kubisch vereinfacht schälen sich die Körpervolumina von Mann und Frau aus dem geschlossenen Werkblock heraus. Die rechtwinklig zueinander angeordneten Figuren verweisen auf die einstige Konzeption der Steinskulptur. Die dritte, rückseitig positionierte und nur ansatzweise ausgearbeitete Person wurde nachträglich gestaltet, so daß die Gruppe allansichtig erlebt werden kann. Aus dem Wechsel zwischen kompakter Masse des Steinblockes und dem partiellen Sichtbarwerden der wuchtigen Figuren entsteht eine lebhafte Spannung. Thematisiert wird der Übergang des ungestalteten Inneren zum geformten Außen, von Volumen, Fläche und Raum. Statuarische Strenge und monumentale Typisierung der Gestalten sowie der hohe Sockel erzeugen eine denkmalhafte Wirkung.

Kindermanns Formensprache bewegt sich zwischen Figuration und Abstraktion und verarbeitet stilistische Anregungen „primitiver“ Kunst. Seine Figurengruppe erinnert an mexikanische Götterbilder oder afrikanische Kultplastiken, bildet eine Synthese aus Archaik und Modernität. Verbunden mit dem Ort der Aufstellung gewinnt die autonome Skulptur den Charakter einer zeitlosen Allegorie für die Kraft des Menschen. 

Text und Redaktion: Kunstmuseum Singen


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