9 Gasthaus "Hohentwiel"

Gasthaus Hohentwiel

„... ich fuhr in schaukelndem Kahn über den Bodensee und nistete mich bei der alten Linde am Abhang des Hohentwiel ein, wo jetzt ein trefflicher schwäbischer Schultheiß die Trümmer der alten Feste behütet ...“

(Zitat aus Scheffels Vorwort zum Ekkehard)

Zu rechtshistorischen Studien war Scheffel in die Stiftsbücherei St. Gallen aufgebrochen, wurde aber durch die lebendigen Texte schnell von der eigenen Phantasie überflügelt. Sehr schnell hatte er beim Lesen der Casus Sancti Galli eine Romanhandlung vor Augen. Er stellte sich die markante Kulisse des Hohentwiel vor und bevölkerte in Gedanken die stummen Ruinen mit dem Leben aus vergangenen Zeiten. Er schritt die Wege ab, die Ekkehard II. gegangen war als er auf den Hohentwiel stieg und ließ sich von der Überfahrt über den Bodensee und dem Kloster Reichenau inspirieren. Von hier aus wies ihm der Berg selbst den Weg, bis er sich fast zwangsläufig unter der Linde am Gasthof niederließ.

Am 22. Mai 1920 gründete sich im Gasthaus Hohentwiel als in Tuttlingen eingetragener Verein die „Scheffelgemeinde auf dem Hohentwiel“. U. a. plante man, nach Abriss der Festspielhalle, die Wiederbelebung der Hohentwielfestspiele als Freilichtaufführungen.

Bereits 1922 fanden die Festspiele auf der rechts der Karlsbastion befindlichen Eugensbastion statt, die als imposante Bühnenkulisse den Blick auf das Rondell Augusta bot. Mit wachsender Wirtschaftskrise in der Weimarer Republik wurden die Schauspiele trotz immer höheren künstlerischen Anspruchs zunehmend defizitär. Die Scheffelgemeinde auf dem Hohentwiel meldete Konkurs an und wandelte sich in den neuen Verein „Scheffel-Gemeinde Singen a. H.“ um. Bis 1928 gelang es der Stadt Singen, die Festspiele fortzusetzen. Im Dritten Reich lebten die Festspiele nochmals von 1935 – 1939 unter der Schirmherrschaft des badischen Gauleiters Robert Wagner auf. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf dem Hohentwiel gelegentlich der Ekkehard aufgeführt, ein letztes Mal anlässlich der 1200 Jahr-Feier der Stadt Singen 1987.

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