Stephan Balkenhol (*1957)

Männliche Figur, 2000

Holz, farbig gefasst
280 x 90 x 42 cm
Maggi GmbH der Nestlé Deutschland, Wasserturm

 

Die Darstellung des Menschen ist ein zentrales Thema des Bildhauers Stephan Baleknhol

Der als Lehrer an der Karlsruher Kunstakademie tätige Bildhauer Stephan Balkenhol zählt zu den international bedeutendsten Vertretern figürlicher Holzplastik der Gegenwart. Das zentrale Thema seines Werkes wie seines gesamten bildhauerischen Schaffens ist die Darstellung des Menschen.

Versinnbildlichung des Durchschnittsmenschen

Für das Kunstprojekt “Hier Da Und Dort” zur Landesgartenschau schuf Balkenhol die Holzplastik “Männliche Figur”. Der Alltagswelt enthoben, wurde die stilisierte Einzelfigur im obersten Arkadengang des 1909 erbauten, seit 1990 denkmalgeschützten Wasserturms der Firma Maggi aufgestellt und blickt über Stadt und Land in die Ferne. Die ruhende Haltung und der ungewöhnliche Aufstellungsort verleihen der überlebensgroßen Gestalt eine zeichen- und denkmalhafte Wirkung. Weißes Hemd, braune Hose und kurze Haare versinnbildlichen den neutralen Typus des modernen Durchschnittsmenschen.

Bezüge zur traditionellen Bauplastik

Ein der skulpturalen Installation zugehöriges Fernrohr am Eingang der Scheffelstraße ermöglicht die Nahsicht auf die in luftiger Höhe positionierte Figur. Die bei näherer Betrachtung sichtbarwerdende grobe Behauung der Holzoberfläche erfüllt die lapidar anmutende Strenge der Figur mit Spannung und Vitalität. Abseits der sozialen Wirklichkeit und vom Rundbogen der historischen Architektur bedeutungsvoll überhöht, nimmt Balkenhols einsame Figur Bezug zur traditionellen Bauplastik seit der Frührenaissance und erinnert an Pfeilerstatuen gotischer Kirchenfassaden.

Visuelle Beziehung zwischen öffentlichem Stadtraum und nicht-öffentlichem Industrieareal

Die Arbeit schafft eine unerwartete, visuell erfahrbare Beziehung zwischen öffentlichem Stadtraum und nicht-öffentlichem Industrieareal. Gleichzeitig rückt der öffentlich nicht zugängliche Turmbau durch den plastischen Eingriff wieder verstärkt in das Bewusstsein der Singener Bürgerschaft, wird zu einem irritierenden Blickpunkt im urbanen Gefüge und markiert seither einen festen Platz als Ort von Kunst in der Stadt. Inhalt, Form und Ausdruck der wie selbstverständlich erscheinenden Inszenierung sind charakteristisch für das bildhauerische Schaffen des Künstlers im Kontext urbaner Räume.

Text und Redaktion: Kunstmuseum Singen


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