Roland Martin(*1927)

Die Anmut, 1964

Bronze
160 x 54 x 38 cm
Foyer Bürgersaal, Rathaus
10


Der in Tuttlingen lebende Bildhauer Roland Martin zählt mit seinen figurativen Skulpturen zu den wichtigen Vertretern der Metallplastik nach 1945 im südwestdeutschen Raum. Im Zentrum seines bildhauerischen Werkes steht die Darstellung der menschlichen Figur.

Im Foyer vor dem Bürgersaal des Rathauses tritt uns die Personifikation der Anmut als freistehende weibliche Aktfigur entgegen. Die Allegorie der Jugend und Schönheit folgt einer traditionsreichen Thematik und klassischen Figurenbildung. Sanft fließende Konturen, dynamischer Schwung der Körperachse und schlanke Proportionen prägen den reizvollen Ausdruck der Figur. Die akademische Konvention wird jedoch gebrochen durch kühne Verfremdungen der Anatomie wie unnatürlich überlängte Gliedmaßen und Überdehnungen der Volumina.

Die Überbetonung der Körpermitte verweist sinnbildlich auf Weiblichkeit und Fruchtbarkeit. Vitalität und Spannung werden durch die unruhig modellierten Oberflächen erzeugt, die wiederum den Formfindungsprozess im Stadium des Tonmodells sicht- und erfahrbar machen. Harmonie, Ruhe und Ausgewogenheit bestimmen den Wirkungsgehalt der Arbeit. Mit der Gestaltung der „Anmut“ führte Martin die lange Tradition figürlich-allegorischer Skulptur in die 60er Jahre und verbindet Klassizität mit Modernität.

Die Bronzeplastik von Roland Martin gelangte durch Schenkung von Dr. Hans Constantin Paulssen (1892-1984), dem früheren Generaldirektor der Aluminium-Walzwerke und seit 1955 Ehrenbürger der Stadt Singen, in den Besitz der Städtischen Kunstsammlung. Ebenfalls von Roland Martin stammen die kubischen Brunnenquader auf der Grünfläche an der Nordseite des Singener Rathauses von 1969.

Text und Redaktion: Kunstmuseum Singen


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