Curth Georg Becker (1904-1972)

Die Familie, 1960

Glasmosaik auf Putz
1000 x 600 cm
Friedrich-Ebert-Platz, Ehem. Maggi-Pensionskasse
20 
 

Für das Gebäude der früheren Pensionskasse der Maggi GmbH schuf Curth Georg Becker 1960 das monumentale Wandmosaik „Die Familie“. Eingebettet in eine kleinteilige Struktur geometrisch abstrahierter Farbflächenkontraste erscheint in der unteren Bildhälfte die streng stilisierte Figurengruppe von Vater, Mutter und Kind, umgeben von landschaftlichen Elementen. Aus dem dichten, bildteppichartigen Gefüge der  Glasmosaiksteine auf weißem Putzgrund lassen sich Einzelmotive wie Bäume, Hügel und Wasserflächen herauslesen, womit inhaltliche Bezüge zur regionalen Umgebung von Hegau und Bodensee hergestellt sind. Über den dargestellten Personen entwickelt sich in gegenstandsfreier Dynamik die Himmelsfläche mit transparenten Überlagerungen und unregelmäßig zerrissenen Konturen. Statik und Ruhe, Ordnung und Sicherheit in der unteren, auf die Familie bezogenen Zone kontrastieren mit Bewegung und Aktion, Unordnung und Veränderung in der oberen Partie.

Symbolhaft visualisiert werden soll die Idee der Familie als Basis der Gesellschaft und als soziales Vorsorgemodell im Alter und in der Zukunft. Das Wandbild nahm damit unmittelbaren Bezug auf Funktion und Nutzung des Bauwerkes, so dass Kunst und Architektur nicht nur formal, sondern auch inhaltlich eine Einheit bilden. Die Botschaft vom Menschen als einem sozialen Wesen, eingebunden in den Lebensraum des Hegau, wird pathetisch beschworen und weithin sichtbar in den umgebenden Stadtraum vermittelt. In der für seinen Spätstil typischen Manier übersetzte Becker diese bedeutungsvolle Thematik in eine Formensprache zwischen Figuration und Abstraktion, zwischen lesbarer Gegenständlichkeit und zeitloser, allgemeingültiger Schematisierung.

Die Wahl der Mosaiktechnik, neben dem Fresko das älteste und beständigste Verfahren zur Herstellung von Wandbildern in Innen- und Außenräumen, verleiht dem Fassadenschmuck einen wertvollen, gleichsam kostbaren Ausdruckscharakter, der das vorgestellte Thema zusätzlich überhöht.

Text und Redaktion: Kunstmuseum Singen


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