August Babberger (1885-1936)

Erweckung einer Tochter, Kreuzigung, Heilung eines Aussätzigen, 1928

Bleiglasfenster
je 255 x 120 cm
Hegau-Klinikum, Ökumenische Kapelle
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Der Maler  und Graphiker August Babberger zählt zu den Hauptvertretern des Spätexpressionismus im deutschen Südwesten. Von 1920 bis 1933 wirkte er als Lehrer für Wandmalerei an der Karlsruher Kunstakademie, die er von 1923 bis 1929 als Direktor leitete. Den Auftrag zur künstlerischen Ausstattung der ehemals katholischen Krankenhaus-Kapelle mit einem christlichen Glasfensterzyklus erhielt Babberger 1927 über den Architekten Hermann Billing.

Die in klassischer Triptychonform konzipierte Glasbildarbeit schildert Szenen aus dem Leben Jesu. Als Vorlagen dienten Textstellen aus dem Matthäus- und Markusevangelium. Die zentrale Komposition der Kreuzigung wird flankiert von Taten des barmherzigen Christus. Aussage und Funktion der religiösen Bildwerke sind auf die kraftvolle Vermittlung christlicher Glaubensinhalte sowie das Spenden von Trost und das Stärken von Hoffnung ausgerichtet. Babberger übersetzte die Themenvorgabe in eine kraftvolle, expressiv übersteigerte und flächig stilisierte Bildstruktur intensiv leuchtender Farbkontraste, erfüllt von dynamischer Unruhe und dekorativem Rhythmus. Eine Spannung zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion prägt die kühne Formensprache, mit der Babberger die traditionelle Glasmalerei überwand. Die ausdrucksstarken Figurenkompositionen sind herausragende Beispiele moderner, zeittypischer Glasbildkunst der 20er Jahre im südwestdeutschen Raum. Weitere spätexpressionistische Glasfenster schuf Babberger für die nicht mehr erhaltene evangelische Krankenhaus-Kapelle. Diese Werke sind heute im Evangelischen Altenheim zugänglich.

Die Ausführung der katholischen Glasfenster übernahm die renommierte Berliner Firma „Puhl & Wagner“ von Gottfried Heinersdorff, die zu dieser Zeit als führende Werkstätte für moderne Glasfensterproduktion in Deutschland galt. Die Bildschöpfungen der evangelischen Kapelle wurden von der Karlsruher Firma Emil Großkopf ausgeführt.

Text und Redaktion: Kunstmuseum Singen


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